Ich muss eines zugeben: als ich die Ausbildung zum Medium vor Jahren angefangen hatte, gab es für mich in allererster Linie einen Grund dafür: Ich wollte „diese Sache“ kontrollieren können, damit es mich nicht mehr kontrolliert. Denn es war schon mehr als anstrengend, Verstorbene wahr zu nehmen, aber diese Kontakte nicht steuern zu können – oder nur sehr begrenzt. Also entschloss ich mich zu der Ausbildung, um zu lernen, wie ich das Ganze steuern kann – auch damit ich nicht mehr ständig die Seelen Verstorbener wahrnehme, wenn ich mit den Lebenden im Gespräch bin.

Die ersten Schritte

Zum damaligen Zeitpunkt lag es mir noch fern, später wirklich damit arbeiten zu wollen. Bis… ja, bis zu dem ersten Tag im zweiten Ausbildungsjahr, als mein Ausbilder in die Gruppe fragte, wer denn später Einzelsitzungen geben und als Jenseitskontaktmedium arbeiten möchte. Denn in diesem Moment ging mein Arm nach oben und ich konnte ihn nicht mehr herunter nehmen. Ich weiß noch heute, dass ich ungläubig meinen Arm ansah und ihn wieder runter nehmen wollte, was aber unmöglich war. Erst nachdem er meinen Arm oben gesehen hatte und beifällig gesagt hatte „Das ist sehr gut.“, konnte ich meinen Arm wieder runter nehmen. Und dann folgte eine Zeit des Grübelns. Warum war mein Arm oben? Warum konnte ich ihn erst runter nehmen, nachdem mein Ausbilder es gesehen hatte? Ich kam zu dem Schluss, dass die geistige Welt wohl anderes mi mir vorhat, als ich selbst zu diesem Zeitpunkt vorhatte. Ich akzeptierte es als einen möglichen Weg.

Was sich für mich geändert hat

Heute, Jahre später, weiß ich, dass dieser mögliche Weg der einzig richtige Weg für mich war und ist. Ich sehe mich nicht ausschließlich als Medium. Ich sehe mich als Trauerbegleiterin, als Hilfe und Stütze für Menschen in schweren Tagen. Die Menschen, die zu mir kommen, befinden sich oft noch immer in teils schwerer Trauer. Durch einen Jenseitskontakt mit vielen kleinen bis kleinsten Details können sie aber erkennen, dass der geliebte Mensch nicht vollständig aus ihrem Leben verschwunden ist, sondern nur die „Form“ gewechselt hat. Das, was diesen geliebten Menschen ausgemacht hat, nämlich seine Seele, ist nach wie vor da. Und sie möchte sich mitteilen, möchte kommunizieren. Die meisten Seelen sind froh, wenn sie sich mitteilen können. Wenn sie – durch Nennung aktueller Begebenheiten im Leben des Hinterbliebenen – zeigen können, dass sie noch immer da sind und mitbekommen, was um ihre Hinterbliebenen herum geschieht.

Doch das beantwortet noch nicht, warum ich als Medium arbeite.

Ich könnte dazu einfach schreiben: „Es ist meine Berufung.“ Oder auch: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Und beides wäre absolut wahr. Doch die Antwort auf die Frage, warum ich als Medium arbeite, ist um einiges vielschichtiger. Zum einen ist es mir ein großes Bedürfnis, anderen Menschen in dieser schweren Zeit Trost zu spenden und ihnen helfend zur Seite zu stehen. Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit, wenn ich ihnen aufzeigen kann, dass der geliebte Mensch nicht vollständig verschwunden ist. Ihnen das Wissen um die geistige Welt näher bringen zu können, ist ein wunderschönes Gefühl. Ich liebe es, Jenseitskontakte geben zu dürfen! Wenn ich dann sehe, wie die Sitter, die zu Beginn eines Termines oft sehr niedergeschlagen und tieftraurig sind, mit einem Lächeln und einem Gefühl von Leichtigkeit wieder hinaus gehen, gibt mir das ein wunderbares Gefühl. Ich kann sehen, wie durch die Botschaften aus dem Jenseits Trost gespendet wird und Heilung einsetzt. In mir breiten sich dann ebenfalls Freude, absolute Glücksgefühle und tiefer innerer Frieden aus. So oft kann ich in den Sittings die tiefe Liebe der Verstorbenen ihren Hinterbliebenen gegenüber spüren. Noch einmal Nachrichten von geliebten Menschen zu hören, hilft diesen meist sehr in ihrer Trauer. Und sehr oft sagen meine Sitter beim Gehen dann auch, dass ich ihnen sehr geholfen habe und es ihnen nun schon viel besser geht. Wenn ich sehe, dass sie mit einem Lächeln hinaus gehen, habe auch ich ein Lächeln im Gesicht.

Als Medium zu arbeiten, berührt meine Seele tief

Es ist gar nicht so einfach, mit Worten auszudrücken, was dann in mir vorgeht. Gerade kommt es mir so vor, als gäbe es zu wenig Worte, die dem, was ich bei meiner Arbeit empfinde, auch nur annähernd gerecht werden können.

Vielleicht liegt das daran, dass ich ein Mensch bin, der sehr stark im Fühlen ist (wie eben alle Empathen 😉 … ) Die Arbeit als Medium erfüllt mich. Es erfüllt mich mit Freude, dass ich Botschaften aus dem Jenseits übermitteln darf. Mit großer Dankbarkeit, dass ich mit dieser Gabe beschenkt wurde. Es erfüllt mich mit einem großen Wissen um die Themen Leben und Tod, Leben nach dem Tod und Seelenpläne. Sittings erfüllen mich oft auch mit der Liebe, die die Seelen noch immer ihren Hinterbliebenen entgegen bringen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich diesen Weg gehen darf. Ich verspüre großen Respekt vor all denen, die diesen Weg gehen – sei es, als Medium zu arbeiten oder auch als Hinterbliebener zu einem Medium zu gehen. Und ich verspüre Respekt gegenüber der geistigen Welt, die Menschen wie mich als Kanal, als Sprachrohr ausgewählt hat. Ich gehe dieser Berufung in Hingabe und Dankbarkeit nach. Und in großer Demut. Es ist nicht selbstverständlich, diesen Weg gehen zu dürfen. Es gehört so viel mehr dazu, als „nur“ die medialen Fähigkeiten. Ich bin gerne für die Hinterbliebenen da – manchmal an einem Punkt, an dem sie glauben, alleine zu sein. So oft sagen sie, dass ich ihnen Licht in eine dunkle Zeit gebracht habe. Ich selbst sehe mich dabei aber nur als Übermittlerin. Doch dies bin ich aus ganzem Herzen…

Medium zu sein ist eine Herzensarbeit

Nicht zuletzt muss ich eingestehen, dass ich selbst durch meine Ausbildung und durch meine Arbeit einen ganz anderem Umgang mit den Themen Tod und Sterben bekommen habe. Ich selbst habe keine Angst vor dem Tod. Denn mir ist bewusst, dass es nur ein Übergang ist und wir alle die, die wir geliebt haben und lieben, in der geistigen Welt wiedersehen werden.

Doch abschließend nochmal die Frage: Warum arbeite ich als Medium? Weil dies mein Weg ist. Weil es ein Teil von mir ist. Es ist so sehr Teil von mir, dass ich gar nicht anders könnte, als dieser Berufung nachzugehen.

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